DAS JAHR 2020 WAR EINE BESONDERE HERAUSFORDERUNG FÜR DIE FAHRER, DIE TEAMS, DIE HERSTELLER, DIE VERBÄNDE UND DIE ORGANISATOREN. DIE KOMPLEXEN ANFORDERUNGEN BETREFFEND GESUNDHEIT UND GEGENSEITIGEM RESPEKT WAREN NICHT EINFACH ZU LÖSEN –

Erst nach einer dreimonatigen Zwangspause traf sich erstmals wieder ein Dutzend nationaler Piloten auf Einladung des Hauptsponsors der Schweizer Motocross-Meisterschaft MOTOREX in der Broye im Kanton Waadt. Das Ziel des Events Ende Juni war klar: Es sollte aufgezeigt werden, dass man für den Neustart bereit sei. Und tatsächlich: Vier Monate später konnten die Champions der Schweizer MX-Meisterschaft 2020 gekrönt werden!

Wie war das alles möglich? Sicher nur dank der gemeinsam erfolgten Anstrengungen, angefangen von den Fahrern über die Teams und die Hersteller, über die Rennorganisatoren bis zum Hauptsponsor der Meisterschaft, MOTOREX. Das Engagement des Schmiermittelspezialisten aus Langenthal war ungemein wichtig, sowohl was die Infrastruktur als auch den finanziellen Einsatz betraf. Denn in diesem ganz speziellen Corona-Jahr musste man die üblichen Gewohnheiten zur Seite legen. Zusammenspannen hiess die neue Devise. So näherten sich zur Freude aller auch die beiden Landesföderationen an und arbeiteten Hand in Hand an einem der schwierigen Situation angepassten Modell. Denn die traditionelle Durchführung mit Zuschauern, Festzelt, etc. konnte man angesichts der behördlichen Auflagen schlicht vergessen. Manfred Bühler, MX-Kommissionspräsident der FMS, erklärte bereits im Juni: «Wir werden auf jeden Fall alle Vorgaben und Regeln der Bundesämter für Gesundheit und Sport einhalten. Denn die Sicherheit und Gesundheit der Fahrer und aller Beteiligten muss an erster Stelle stehen.»

Saisonstart war Beggingen im Kanton Schaffhausen, dann folgten Möggers (Österreich) und Frauenfeld im Kanton Thurgau, bevor es am Wochenende des 18. Oktober zum Finale und einer Doppelveranstaltung nach Arcey am Doubs im benachbarten Frankreich ging. Das Finale in Arcey wurde direkt vom Schweizer Landesverband organisiert.
Und die Emotionen gingen hoch!

Im Alter von erst 22 Jahren feierte Loris Freidig den Titel auf einer Zweitakt-Yamaha; der Berner krönte seine erfolgreiche Saison im November mit dem starken vierten Schlussrang in der der Europmeisterschaft 250 2T.
In der MX2-Klasse kamen vor dem Finale auf französischem Boden rein rechnerisch noch vier Fahrer in Frage. Der Berner Loris Freidig (Yamaha Moto Perfections MOTOREX) reiste als Leader an. Sein Teamgefährte und Vorjahresmeister Franco Betschart beklagte am Samstag technische Probleme (Motordefekt) und musste auf die Teilnahme am sonntäglichen Rennen verzichten. An diesem Sonntag konnte sich Freidig dank seinem Vorsprung von 27 Punkten auf Robin Scheiben (Kawasaki) und dem dritten Platz im ersten Lauf mit dem ersten Meistertitel seiner Karriere krönen, während im spektakulären zweiten Lauf der Waadtländer Xylian Ramella (KTM-MOTOREX) eine beeindruckende Vorstellung seines Könnens zeigte.

In der Kategorie Open gab es nicht weniger Spektakel

Vor dem entscheidenden Schlusstag lagen der Belgier Nick Triest (Honda) und der Vize-Schweizermeister von 2019, Cyrill Scheiwiller (KTM-MOTOREX), punktgleich an der Spitze, die Top-5 waren nur durch 12 Punkte getrennt. Doch Scheiwiller verletzte sich bereits im Training (Kreuzbandabriss im Knie) und musste forfait erklären. Doch noch zwei andere MOTOREX-Piloten waren dem Belgier Nick Triest dicht auf den Fersen. Der Walliser Nicolas Bender (Husqvarna) erwischte einen Topstart und konnte sich lange vor Triest halten, während Alain Schafer (Honda AGMX MOTOREX) durch einen Sturz alle Titelchancen einbüsste. Auch Kim Schaffter (Kawasaki) stürzte im ersten Rennen, konnte aber den zweiten Lauf gewinnen und sich so den Vizemeistertitel hinter dem Belgier Triest und noch vor Nicolas Bender sichern.

Steve Gailland und Remo Schudel feierten für KTM-MOTOREX in der Kategorie Lites 250 einen Doppelsieg, hinzu kamen die Goldmedaille von Virginie Germond (KTM) im «Women’s Cup» und bei den Junioren 125 2-Takt der Vizemeistertitel des erst 15 Jahre alten und erstmals in dieser Klasse antretenden Levi Chanton (KTM-MOTOREX).
Was die starken Männer der Saison 2020 sagen
Aussergewöhnliche Saison, herausragende Protagonisten: Wir haben den starken Männern der Schweizer Motocross-Meisterchaft 2020 je drei Fragen gestellt.
- Wie haben Sie diese sehr spezielle Saison erlebt?
- Ihre persönliche Bilanz?
- Ihre Projekte und Ziele für die Saison 2021?
MX2
Loris Freidig (Schweizermeister MX2)
1) Am Ende war es fast eine Saison wie alle andern. Ich hatte mir ein Ziel gesetzt, trainiert viel und als dann endlich ein Kalender aufgesetzt werden konnte, wussten wir, was uns erwartete. Der «Racing»-Charakter war derselbe wie in den andern Jahren. Die einzige Enttäuschung war natürlich das Fehlen der Zuschauer, denn diese gehören einfach zu unserem Sport.
2) Die Meisterschaft verlief für mich perfekt. Es ist mir gelungen, mein fahrerisches Niveau weiter zu steigern, wenn es nötig war. Zudem bin ich sehr glücklich, die MX-Meisterschaft mit einem Zweitakt-Motorrad gewonnen zu haben.
3) Ich habe mich bereits entschieden und werde in die Klasse Inter Open 450 aufsteigen. Ich freue mich sehr auf diese neue Herausforderung. Mit GasGas Schweiz und dem Team Wenger-Bike habe ich bestmögliche Voraussetzungen und auch die besten Leute und mich herum, damit ich um Siege kämpfen kann. Natürlich kann ich meine Möglichkeiten und Chancen noch nicht exakt einschätzen, denn ich werde neu sein in dieser Klasse. Aber ich werde alles daran setzen, dass ich bereits im ersten Jahr vorne bei den «grossen Jungs» mitkämpfen kann.
Robin Scheiben (Vize-Schweizermeister MX2)
1) Speziell ist für 2020 ganz sicher das richtige Wort! Ich denke, alle waren bereit, diese Meisterschaft trotz aller Widrigkeiten möglich zu machen. Aber wir wussten mehrere Monate nicht, was passieren würde, und das war mental nicht einfach. Als es dann endlich losging, war die totale Absenz von Zuschauern schon befremdlich.
2) Trotz allem bin ich zufrieden. Ich habe versucht, mich von den Umständen nicht ablenken zu lassen und habe mehr oder weniger normal weitertrainiert. Damit war ich auch bereit, als es dann endlich losging. Mir gelangen einige schöne Rennen und ich bin mit meinen Leistungen und dem Vizetitel durchaus zufrieden.
3) 2021 werde ich erneut in der MX2-Klasse antreten. Das Ziel ist klar der Meistertitel. Ich freue mich auf diese neue Challenge, zusammen mit dem Team Motoperfections und GasGas Schweiz!
Franco Betschart (Schweizermeister 2019 MX2)
1) Um ehrlich zu sein, macht es keinen grossen Spass, ohne Zuschauer zu fahren. Ich hatte echt Probleme, bis zum Saisonstart, also bis Ende August, meine Motivation aufrecht zu erhalten. Zudem ist eine Meisterschaft mit nur fünf Rennen für mich keine echte Meisterschaft.
2) Klar war es schön, immerhin wieder Rennen fahren zu können. Persönlich ziehe ich für mich jedoch ganz klar folgende Bilanz: „Nie mehr eine Saison wie diese!“
3) Alles ist bereits entschieden: Ich werde 100% arbeiten und daneben trainieren, so oft ich kann. Ich bin angesichts der neuen Bedingungen topmotiviert und bereit, alles zu geben. Ich werde erneut in der MX2-Klasse starten mit einer Yamaha des Teams Raschle Motos und alles daran setzen, die Nummer 1 zurückzuholen.“
MX Open
Kim Schaffter (Vize-Schweizermeister OPEN)
1) Die Vorbereitung war schwierig. Keiner wusste, wann das erste Rennen würde stattfinden können. Persönlich kam ich aber mit der ungewohnten Situation gut klar.
2) Es war eine Supersaison für mich mit dem Vizetitel. Ich bin voll und ganz zufrieden.
3) Ich mache mit dem Team Motec-Kawasaki weiter. Das Ziel? Die bestmögliche Klassierung in der Open-Klasse wäre perfekt (lächelt). Ich werde auch in anderen Meisterschaften antreten und freue mich bereits ungeduldig auf das erste Rennen!
Nicolas Bender (3. Rang Schweizermeisterschaft OPEN)
1) Ich habe während der langen Wartezeit viel Ausdauer trainiert, insbesondere mit dem Velo und bei Lauf-Wettbewerben. Ich habe diese Zeit in den Walliser Bergen sehr genossen und mich enorm auf den Start der MX-Saison gefreut. Trotz der Einschränkungen für die Clubs waren die von ihnen durchgeführten Veranstaltungen gut organisiert. Nur war leider der Preis mit den abwesenden Zuschauern sowohl für die Veranstalter als auch für uns Fahrer ziemlich hoch.
2) Die OPEN 450-Meisterschaft war bis zum letzten Lauf hart umkämpft. Ich habe die
Spannung gut gemeistert und freue mich über den dritten Endrang. Mehr denn je
habe ich in dieser finanziell und logistisch schwierigen Zeit die
Wichtigkeit einer starken Unterstützung durch das Umfeld schätzen gelernt. Da sich die Meisterschaft mit einem dichten Programm innerhalb von nur
zwei Monaten abwickelte, musste man physisch auf
der Höhe und in den kurzen Pausen zwischen den Rennen in der Lage sein, sich rasch zu regenerieren.
3) 2021 werde ich erneut in der Schweiz in
der Kategorie Inter Open und in Frankreich mit Husqvarna in der Kategorie Elite starten. Ich werde wie immer
alles geben, um meinen Möglichkeiten entsprechend weit vorne mitzukämpfen. Ich
diesem Sinne freue ich mich gemeinsam mit
meinen treuen Sponsoren auf die Rennen in der Saison 2021.
Cyrill Scheiwiller (Schweizermeister 2019 OPEN)
1) Während der langen Periode der Ungewissheit war es sehr schwierig, physisch und psychisch auf gutem Niveau zu bleiben. Denn während langer Zeit wussten wir nicht, ob es überhaupt noch Rennen geben würde in dieser Saison. Unter diesen Umständen die Motivation aufrecht zu erhalten, war nicht einfach.
2) Für mich hat die Saison 2020 stark begonnen und mit der Verletzung leider schmerzhaft geendet. Das ist natürlich eine herbe Enttäuschung.
3) Erste Priorität: 100% fit werden. Erst wenn ich wieder ganz gesund bin, werde ich das Training auf der KTM wieder aufnehmen.
MX-SM-Ranglisten 2020
MX2
- Loris Freidig (Sumiswald) Yamaha 207 Punkte
- Robin Scheiben (Bürglen/TG) Kawasaki 180
- Bryan Boulard (B) Honda 178
- Alexandre Marques (Zürich) Husqvarna 151
- Timothy Jaunin (Cartigny) Honda 129
- Franco Betschart (Uster) Yamaha 128
- Lucas Diserens (St-Aubin/FR) Honda 128
- Ramon Meile (Kriessern) Husqvarna 118
- Nico Häusermann (Lostorf) Yamaha 116
- Xylian Ramella (Jouxtens-Mézery) KTM 112
30 Fahrer klassiert
MX Open
- Nick Triest (B) Honda 189 Punkte
- Kim Schaffter (Court) Kawasaki 179
- Nicolas Bender (Martigny) Husqvarna 176
- Jason Clermont (F) Kawasaki 170
- Alain Schafer (Fribourg) Honda 169
- Ludovic Macler (F) Honda 168
- Cyrill Scheiwiller (Obfelden) KTM 148
- Alessandro Contessi (Taverne) Kawasaki 137
- Vincent Seiler (Saules/NE) Yamaha 106
- Alexis Schmitt (F) Kawasaki 83
30 Fahrer klassiert
Women’s Cup
- Virginie Germond (Bernex) KTM 187 Punkte
- Sandra Keller (Schlatt) KTM 162
- Céline Seiler (Brot-Plamboz) Kawasaki 160
- Lisa Guerber (Hanvillen) Honda 152
- Joyce Zachmann (Diessenhofen) KTM 130
- Michelle Zünd (Kriessern) KTM 126
- Laura Strever (Wil/SG) KTM 104
- Latifa Schneider (Schleitheim) KTM 92
- Nina Zünd (Kriessern) KTM 88
- Sandra Schorderet (Marly) Kawasaki 80
25 Fahrerinnen klassiert
Lites 250
- Steve Gailland (Versegères) KTM 191 Punkte
- Remo Schudel (Beggingen) KTM 173
- Arnaud Billerey (F) Honda 154
22 Fahrer klassiert
Junior 125 2-Takt
- Alberto Brida (Saillon) TM 187 Punkte
- Levi Chanton (Luterbach) KTM 160
- Samuel
Oschslin (Alpthal) Husqvarna 151
33 Fahrer klassiert
Mini 85
- Lyonel Reichl (Frümsen) Husqvarna 243 Punkte
- Eliot Vidalenc (Seyssel/FR) KTM 212
- Leon Laimbacher (Siebnen) KTM 190
24 Fahrer klassiert
Kid’s Cup 65
- Yanis Näf (Happerswil) Yamaha 235 Punkte
- Jarno Jansen (Bäretswil) Husqvarna 226
- Adrien Waeber (Ecuvillens) KTM 151
30 Fahrer klassiert
Seitenwagen
- Marco Heinzer/Ruedi Betschart (Illgau) VMC-KTM 192 Punkte
- Fabian Hofmann/Marius Strauss (Elgg) VMC-Zabel 178
- David
Bolliger/William Leutwyler (Moosleerau) VMC-Zabel 149
15 Teams klassiert
Rennkalender 2021 (provisorisch)
MX1 / MX2
5. April Frauenfeld
11. April Payerne
18. April Wohlen
24. Mai Muri
13. Juni Cossonay
18. Juli Broc
22. August Linden
5. September Grosswangen