NEUZULASSUNGEN MOTORRAD UND ROLLER – JANUAR BIS OKTOBER 2020 –
(SFMR) Herr und Frau Schweizer haben noch nie so viele Motorräder gekauft wie 2020: Von Januar bis Oktober wurden 27’978 Motorräder neu eingelöst, das sind 4669 Einheiten oder beeindruckende 20,0 % mehr als in der Vorjahresperiode (23’309). Damit wurde der Rekordwert des bisherigen Rekordjahres 2015 (27’306 verkaufte Töff) bereits zwei Monate vor Jahresende übertroffen. Im siebenwöchigen Corona-Lockdown im März und April – den beiden wichtigsten Verkaufsmonaten – hatte die Motorradbranche Schlimmes befürchtet. Doch nach der Öffnung der Verkaufslokale setzte ein von niemandem in diesem Ausmass erwarteter Run auf alles, was einen Motor und zwei Räder besitzt, ein. Bereits Ende Juni war der Verkaufsrückgang wegen des Lockdowns wettgemacht. Nach den ersten zehn Monaten dieses Jahres beträgt das Zulassungsplus bei den Motorrädern 20,0 %, total wurden von Januar bis Oktober 27‘978 Motorräder aller Hubraum- und Leistungsklassen neu in Verkehr gesetzt – so viele wie noch nie zuvor.
Wird 2020 auch ein Rekordjahr für den Gesamtmarkt?
Auch der Roller-Verkauf läuft rasant: 16‘987 Neuverkäufe entsprechen einem Zuwachs des Marktvolumens um 11,1 %. Der Gesamtmarkt an verkauften Motorrädern und Rollern (aktuell 46‘009 Einheiten) liegt entsprechend mit 16,6 % ebenso deutlich im Plus. Absolutes Rekordjahr für den Gesamtmarkt war wegen des damaligen Roller-Booms das Jahr 2000 mit 50‘211 Einheiten, davon gingen mehr als 30 000 an die praktischen Stadt- und Agglomerationsflitzer. Wenn die November- und Dezember-Verkäufe 2020 weiterhin so gut verlaufen, liegt das Überschreiten der 50‘000er-Barriere und damit ein Rekord bei den Gesamtverkäufen im Bereich des Möglichen.
Wegfallender Direkteinstieg ab 25 Jahren: Auswirkungen auf 2021
Einer der wichtigsten Gründe bei der Analyse für den Motorradboom ist der ab 2021 wegfallende Direkteinstieg zu den grossen Motorrädern. 2020 ist das letzte Jahr, in dem in der Schweiz mehr als 25-Jährige direkt auf ein grosses, in der Leistung unbeschränktes Motorrad steigen dürfen. Danach müssen alle ungeachtet des Alters zuerst zwei Jahre auf einem auf 35 kW (48 PS) beschränkten Motorrad absolvieren. Also haben viele 2020 noch den „grossen Schein“ gemacht und sich ein entsprechendes Motorrad der unbeschränkten Kategorie A zugelegt.
Die Gesetzesänderung dürfte bis weit in die Saison 2021 positive Auswirkungen auf den Verkaufsmarkt zeigen. Denn wer bis 31. Dezember 2020 noch den Lernfahrausweis für die unbeschränkte Kategorie A bestellt, kann von der alten Regelung profitieren. Der Kauf des neuen Motorrads kann also auch erst 2021 erfolgen.
Weg vom ÖV – ab aufs motorisierte Zweirad
Auch der Corona-bedingte Trend weg von den Öffentlichen Verkehrsmitteln hin zum Privatverkehr spielt eine gewichtige Rolle beim Verkaufsboom. Motto: Lieber einen Helm auf dem Kopf statt einer Maske im Gesicht. Breite Teile der Bevölkerung betrachten und akzeptieren das motorisierte Zweirad deshalb wieder verstärkt nicht nur als Hobby-Fahrzeug, sondern auch als attraktives, kosten- sowie unterhaltsgünstiges Nutzfahrzeug und Transportmittel. Die Akzeptanz des Motorrads, oder eines günstigen Rollers, ist also auch angesichts der schwierigen Gesundheits- und Wirtschaftslage deutlich gestiegen.
Mehr Zeit und mehr Mittel Eine weitere Triebfeder für den markanten Zuwachs war und ist teilweise wieder die Lockdown- bzw. Semi-Lockdown-Kurzarbeit für Hunderttausende von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie die gestrichenen Auslands-Sommerferien. Herr und Frau Schweizer hatten ihr Feriengeld noch nicht ausgegeben und auch mehr Zeit für ihre Leidenschaft Motorradfahren zur Verfügung. Gemäss Fachhändlern wurde in der Saison 2020 deutlich mehr gefahren als in den Vorjahren. Dementsprechend gut ausgelastet waren die Werkstätten.